Anlegerverhalten verbessern

In 6 Schritten zur guten Altersvorsorge - Strategie

Teil 4 von 6

Anlegerverhalten verbessern

Teil III der Serie nochmal lesen

Diversifikation in der Geldanlage

Warum kurzfristiges Handeln langfristige Rendite zerstört

Entspann dich - Der beste Weg das Anlegerverhalten zu verbessern

Vermutlich nicht unbedingt ein Statement, das sie mit den Themen Altersvorsorge / Investment verbinden. Und doch lässt sich so das eigene Anlegeverhalten deutlich verbessern. Eine entspannte Geisteshaltung ist auch beim Vermögensaufbau ein echter Vorteil, denn viel zu oft lassen sich Menschen hierbei vorrangig von ihren Gefühlen leiten.

Mal dominiert bei der Geldanlage nämlich die Angst und manchmal auch die Gier, mal der Wunsch nach Anerkennung und manchmal das zentrale Bedürfnis nach Sicherheit.

All diese Emotionen sorgen in der Regel dafür, dass sie das Gefühl haben, zeitnah handeln zu wollen oder gar zu müssen. Oft lösen diese Emotionen sogar unterbewusste und tief verankerte körperliche Prozesse aus.

Diese sind in gefährlichen Lebenslagen auch extrem hilfreich und haben immerhin dafür gesorgt, dass der Mensch nach knapp 2,8 Millionen Jahren immer noch da ist.

Surfer auf Welle - Sonnenuntergang

Geldanlage und Emotionen

Zum Beispiel steigen bei Gefahr (Angst) sofort der Herzschlag und der Blutdruck. Ihre Muskeln spannen sich an und Adrenalin und Insulin wird ausgeschüttet. Hierdurch können sie möglichst schnell fliehen oder angreifen.

Gleichzeitig verengen sich auch ihre Pupillen, damit die eigene Sehschärfe steigt und sie die drohende Gefahr noch besser sehen können.

Das Ganze passiert automatisch und in sekundenschnelle und ist extrem hilfreich, wenn sie sich zum Beispiel auf der Flucht vor einem gefährlichen Tier befinden.

Ihr Körper startet diesen Prozess aber leider immer wenn sie Angst haben und dies kann auch zu Nachteilen führen. Sie kennen das vielleicht von Prüfungsangst, wo hochintelligente und gut vorbereitete Menschen all ihr Wissen und ihre Fähigkeiten plötzlich nicht mehr abrufen können.

Das liegt vereinfacht daran, dass das Gehirn auf Sparflamme heruntergefahren wird, da alles Blut für die erhöhten Körperfunktionen und Muskeln benötigt wird. In der Folge sind mit dem schlecht durchbluteten Gehirn kaum mehr intelligente und nachhaltige Denk- und Entscheidungsprozesse möglich.

Aus diesem Grunde führen, durch Emotionen ausgelöste Entscheidungen beim Vermögensaufbau, fast immer zum genauen Gegenteil von dem, was eigentlich erreicht werden sollte.

Zum Beispiel kann Angst dafür sorgen, dass jemand am Tiefpunkt eines Marktabschwunges verkauft, da diese Person die finanziellen Verluste nun unbedingt begrenzen möchte (Gefahr = flüchten). In einem solchen Moment wird das Handeln also von Angst und dem Wunsch nach Sicherheit dominiert und als Ergebnis sabotiert diese Person die eigenen wohlüberlegten finanziellen Ziele und Pläne.

Genau deswegen lohnt es sich, die Emotionen von der Kapitalanlage zu trennen, da sie so spürbar höhere Rendite erzielen und bessere Entscheidungen treffen werden. Eine komplette Abkoppelung ist also der Idealzustand, der heilige Gral, aber eben auch genauso schwer zu erreichen.

In unseren Augen ist das Projekt „emotionslos investieren“ ohne zusätzliche Unterstützung kaum erfolgreich zu meistern, da es so viele fest verankerte interne, aber eben auch zahlreiche externe Störfaktoren gibt.

Der klassische Investmentkreislauf eines Privatanlegers sieht daher leider oft so aus (klicken sie am besten zum Vergrößern auf das Bild, da es eine ziemliche Achterbahnfahrt ist)

Daher unterstützen wir unsere Kunden nicht nur bei der Planung und Umsetzung einer optimalen Altersvorsorgestrategie, sondern auch im Nachgang. Auf diese Weise bleiben sie diszipliniert auf Kurs und nur dadurch sind langfristig positive Investmenterfahrungen möglich.

Es gibt aber noch andere Störfaktoren, die dafür sorgen können, dass die Kapitalanlagerendite deutlich unter ihren Möglichkeiten bleibt.

Emotionale Bindung an ein Invest

Ein wahrer Klassiker ist zum Beispiel die emotionale Bindung an ein Investment.

Bei vielen Privatinvestoren beobachten wir am Anfang der Zusammenarbeit sehr deutlich, dass sie sich von bestimmten Produkten, Aktien, Fonds etc. nur ungern trennen möchten.

Selbst dann, wenn diese die Grundlagen einer guten Investmentphilosophie (Kostenreduzierung, Erhöhung Diversifikation, passende Risikotragfähigkeit etc. ) nach unseren Gesprächen wirklich verstanden haben. Dennoch möchte ein Teil von ihnen am liebsten noch ein bis zwei der alten Einzeltitel / Fonds behalten.

Das hat natürlich rein emotionale Gründe und wird meist mit diesen drei rationalen Argumenten erklärt und gerechtfertigt:

  1. Sie besitzen Aktienanteile des eigenen Arbeitgebers und haben das Gefühl, besonders tiefes Hintergrundwissen zu besitzen und sind der Meinung, dass sie besonders gut absehen können, wie sich das „eigene“ Unternehmen entwickelt.

Der erste Punkt ist vermutlich einer der gefährlichsten Fehleinschätzungen überhaupt. Denn wenn sich doch plötzlich eine Branchenkrise abzeichnet oder eine Entwicklung kommt, die der Arbeitgeber verschläft (siehe Kodak und Nokia), dann verlieren sie nicht nur ihren Arbeitsplatz, sondern auch noch einen Großteil der eigenen  Altersvorsorge – mehr korrelierendes Klumpenrisiko geht fast nicht.

  1. Das Produkt, der Einzeltitel ist mal mehr mal weniger deutlich im Minus und sie möchten eigentlich erst verkaufen, wenn keine Verluste mehr realisiert werden.
  1. Sie sind so von dieser einen Firma überzeugt. Sie sind sich sicher, dass diese sich auch wirklich toll entwickeln wird oder wieder zu alter Stärke zurückfindet. „Die standen mal bei 90 € und für 40 € sind die Papiere doch wirklich ein ‚Schnapper’“.

Der zweite und dritte Punkt „Ich bin noch im Minus“ und „Zu dem Preis ist das Investment doch wirklich günstig“ unterliegt jeweils dem gleichen Gedankenfehler.

Man orientiert sich dabei an früheren Kursen und Tatsachen, die aber mit der aktuellen Situation in keiner Beziehung stehen.

Der faire Wert einer Anlage

Das liegt daran, dass ein freier und liquider Markt (in andere sollten sie erst gar nicht investieren) effizient ist. Es sind also immer alle frei am Markt verfügbaren Informationen bereits vollständig in den Kursen eingepreist und auch zukünftige Veränderungen werden umgehend von den Marktteilnehmern verarbeitet.

Aus diesem Grunde, ist der ermittelte Wert einer Aktie auch immer als fair zu sehen.

Dieses Prinzip ist als Markteffizienzhypothese bekannt, für die Eugene Fama 2013 den Wirtschaftsnobelpreis bekommen hat.

Das bedeutet nicht, dass es keine Übertreibungen nach oben oder unten geben kann. Aber in dem aktuellen Marktumfeld, und unter Berücksichtigung aller am Markt verfügbaren Informationen und mitschwingenden Emotionen, ist der Wert eines Investments dennoch stets fair bemessen.

Das Video verdeutlicht das Prinzip der effizienten Märkte nochmal auf anschauliche Weise

Täglich und umfassender informiert = bessere Kapitalmarktentscheidungen?

Einige von ihnen lesen vielleicht schon regelmäßig Börsenmagazine und den Wirtschaftsteil der Tageszeitung, um besser informiert zu sein. Neben dem Thema Allgemeinbildung erhoffen sich viele hierdurch einen vermeintlichen Informationsvorsprung, um dadurch bessere Anlageentscheidungen treffen zu können.

Verrückterweise erreichen sie durch die intensivere Nutzung der Medien genau das Gegenteil von dem, was sie sich eigentlich wünschen.

Denn, wenn sie dem Börsengeschehen auf Tagesbasis folgen, werden sie keine besseren, sondern deutlich schlechtere Anlageentscheidungen treffen. Sie sind dann quasi so nah am Börsengeschehen, dass sie durch das kleine Fenster das große Ganze gar nicht mehr überschauen können.

Der extrem kurzfristige Betrachtungszeitraum sorgt dafür, dass sie das Gefühl haben schnell auf politische Entwicklungen, auf Trends und auf die Vorhersagen der selbsternannten Experten reagieren zu müssen. Entweder um eine vermeintlich höhere Rendite zu erwirtschaften oder um drohende Verluste abzuwenden.

Der mikroskopische Blick auf die Märkte und auch die Art der Berichterstattung sorgt dafür, dass sie das Gefühl haben, ständig handeln zu müssen.

Und auch hier werden dann plötzlich gut aufgestellte Altersvorsorgepläne / Investmentstrategien über den Haufen geworfen und sämtliche Erkenntnisse der Finanzmarktforschung außer Acht gelassen.

Dabei möchten sie doch langfristig investieren und nicht spekulieren.

Marktprogonosen und die Realität

Die Schlagzeilen der einschlägigen Börsenzeitungen suggerieren einem zudem, dass ein Magazin, ein Fondsmanager oder Börsenguru einen sensationellen Trend erkannt hat und /oder uns sagen kann, wo der DAX oder welcher Wert uns gerade ebenso interessiert, in einem Jahr stehen wird.

Plötzlich wird die komplexe Finanzwelt ganz einfach, sie müssen nur den Ratschlägen von Herrn oder Frau XYZ folgen, um eine sensationelle Rendite zu erzielen oder keine Verluste mehr einzufahren.

Hört sich das nicht super an?

Auf jeden Fall. Aber es funktioniert leider nicht.

Auch wenn es natürlich Experten gibt, deren Vorhersagen wirklich eintreffen. Das hat allerdings einen sehr einfachen Grund:

Es ist ein wenig wie beim Lotto. Die Chancen stehen 1: 143.000.000 und dennoch gibt es in regelmäßigen Abständen Menschen, die die richtigen sechs Zahlen ankreuzen. Vermutlich glaubt keiner von uns daran, dass die Gewinner dieses Husarenstück regelmäßig wiederholen können und gegen jede Wahrscheinlichkeit die Zukunft zuverlässig vorhersagen können.

Woran wir in solchen Fällen glauben ist Zufall, Glück oder Schicksal.

Bei Börsenexperten und Analysten hingegen wird genau dieser Zufall oft als besondere Fähigkeit ausgelegt. Gerade so, als ob diese wirklich eine Gabe hätten oder aufgrund ihres vermeintlichen Wissensvorsprungs die Kursentwicklung von bestimmten Indizes oder Einzeltitel berechnen könnten.

Die Realität ist hingegen ziemlich ernüchternd, wie auch eine Studie der Sutor Bank eindrucksvoll zeigt.

Auch andere wissenschaftliche Studien zu diesem Thema kommen zu eindeutigen Ergebnissen. Hier geht es meist darum, dass auch Fondsmanager, unter Berücksichtigung der Kosten, nicht in der Lage sind, dauerhaft und wiederholbar den Markt (Vergleichsindex) zu schlagen.

In diesem Zuge sei noch eine andere interessante Studie erwähnt:  Mit steigendem Bildungsabschluss sinkt die Rendite im selbstverwalteten Depot. Als Grund wird in der Studie Selbstüberschätzung angegeben. Vielleicht ist das aber auch eine Erklärung für die schlechte Performance der Fondsmanager?!

Obwohl diese meist sensationell ausgebildet sind, teilweise interne Reports von eigene Research Abteilungen erhalten, seit Jahren aktiv am Markt engagiert sind und in der Vergangenheit sogar schon mal Recht hatten.

Lassen sie sich daher nicht von den vielen Experten und deren Meinungen vom Weg abbringen. Auch diese liegen meist daneben, da sie auch nur Prognosen über eine ungewisse Zukunft abgeben.

Auswirkungen von schlechtem Anlegerverhalten

Es gibt aber noch andere Studien, die interessante Erkenntnisse liefern.

Zum Beispiel wurde in verschiedenen Studien die Anlagerendite von Kunden bei Direktbanken ermittelt. Hierfür wurden mehrere zehntausend Anlegedepots anonym ausgewertet. Hierbei fiel auf, dass die Depotrendite der Privatanleger deutlich hinter der Marktrendite zurück lag.

Hierfür gibt es zwei Gründe:

  1. zu hohe Kosten
  2. Anlegerverhalten

Die Renditeminderung durch das falsche Anlegerverhalten fällt jedoch besonders ins Gewicht. Zu viele Privatinvestoren versuchen die Märkte zu timen, versuchen die nächste Google Aktie zu finden, jagen Trends hinterher, investieren nicht breit diversifiziert und handeln generell zu aktiv.

Ihr Ziel ist eigentlich eine bessere Anlagerendite, aber auch hier wird das Gegenteil erreicht.

Kosten Anlegerverhalten Rendite Grafik

Die Kosten sorgen im Schnitt „nur“ für eine Renditeminderung von 1,8 %. Das Anlegeverhalten reduziert diese dann nochmal um bis zu 2,9%.

Der Markt gibt also 7,9% Rendite, davon kommen jedoch nur zwischen 3,2 % – 3,6 % beim Privatanleger an. Und das bei teilweise höherem Anlagerisiko durch schlechte Diversifikation etc.

Bitte denken sie hierbei wieder an die 72er Regel: bei knapp 8 % Rendite verdoppelt sich Kapital in ca. 9 Jahren, wohingegen es bei 3,2% knapp 22,5 Jahren braucht.

Wenn schon die am besten für diesen Beruf ausgebildeten Menschen (Fondsmanager) dauerhaft den Markt nicht schlagen können, obwohl deren gesamte Ausbildung deren gesamtes Leben darauf ausgerichtet ist, gibt es dann für Sie als Hobbyinvestor wirklich eine Chance? Also mit einer über dem Zufall liegende Wahrscheinlichkeit und unter Berücksichtigung aller Kosten und ohne noch dazu ein deutlich höheres Risiko einzugehen?

Eher nicht, oder?!

Das ist aber auch gar nicht nötig, da es Möglichkeiten gibt sehr nah an die Marktrendite zu kommen. Diese war in der Vergangenheit und bei längeren Laufzeiten doch hoch genug – warum also mehr riskieren?

Eine optimale Anlagestrategie mit einem intelligenten Anlegerverhalten sorgt für das bestmögliche Ergebnis.

Dieses sieht in etwa so aus.

Gute Altersvorsorgestrategie hinsichtlich Kosten und Anlegerverhalten

Fazit:

Es lohnt sich daher nicht nur auf die Anlagestrategie und die Kosten zu schauen. Mit einem besseren Anlegerverhalten können sie schließlich erhebliche Renditevorteile erreichen.

Es ist jedoch schwerer diese Tipps umzusetzen, als sie vermutlich denken. Denn wenn die Märkten crashen und alle Börsenblätter ihnen raten alles zu verkaufen, dann ist es schwer sich gegen die Marktmeinung zu stellen.

Hier brauchen sie eine ungemeine Disziplin und es hilft, wenn sie einen guten Berater an der Seite haben. Dieser hilft ihnen auch in schwierigen Zeiten auf Kurs zu bleiben und steht ihnen als kompetenter und erfahrener Berater zur Seite.

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